Das UN-Jugoslawientribunal – Erfahrungen eines deutschen Richters

„Das UN-Jugoslawientribunal – Erfahrungen eines deutschen Richters“

Vortrags- und Diskussionsveranstaltung mit

Christoph Flügge

deutscher Richter des Internationalen Strafgerichtshofs für das ehemalige Jugoslawien in Den Haag

am Montag, 21. Mai 2012, 18.30 Uhr,

im Landeshaus, Konferenzsaal Düsternbrooker Weg 70, 24105 Kiel.

Zur zweiten Vortragsveranstaltung der im vergangenen Oktober gegründeten Schleswig-Holsteinischen Juristischen Gesellschaft möchte ich Sie im Namen des Vorstandes herzlich einladen!

Referieren wird am Montag, dem 21. Mai 2012, um 18.30 Uhr, im Konferenzsaal des Landeshauses der deutsche Richter am Internationalen Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien (ICTY), Christoph Flügge.

Christoph Flügge ist seit dem 18. November 2008 permanenter Richter am ICTY in Den Haag. Er studierte Rechtswissenschaften in Berlin und Bonn. 1977 wurde er Staatsanwalt in Berlin und wechselte 1978 als Referatsleiter in die Abteilung Justizvollzug der Senatsverwaltung. Nach weiteren Stationen als Richter am Land- und Amtsgericht sowie Abteilungsleiter für Strafvollzug in der Senatsverwaltung übernahm er 2001 den Posten des Staatssekretärs der Justiz. Auf Vorschlag der Bundesregierung ernannte ihn 2008 der Generalsekretär der Vereinten Nationen, Ban Ki-Moon, zum Richter am ICTY.

Christoph Flügge war Mitglied des Richtergremiums, das im Februar 2011 den früheren Polizeichef und stv. Innenminister Serbiens, Vlastimir Dordevic, wegen Kriegsverbrechen an Kosovo-Albanern zu 27 Jahren Gefängnishaft verurteilte.

Seit Dezember 2009 ist er Vorsitzender der Strafkammer im Verfahren gegen den bosnisch-serbischen General Zdravko Tolimir. Der Prozess hat im Februar 2010 begonnen und wird voraussichtlich Ende 2012 abgeschlossen.

Seit Mai 2011 ist Christoph Flügge zudem Mitglied der Strafkammer, vor der sich der am 26. Mai 2011 verhaftete serbische Ex-General Ratko Mladic verantworten muss. Ihm werden Völkermord, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und zahlreiche Kriegsverbrechen vorgeworfen. Es geht u. a. um den Angriff gegen die UN- Schutzzone Srebrenica (Massaker von Srebrenica) im Juli 1995, bei dem vermutlich bis zu 8.000 Menschen getötet wurden, sowie um die Geiselnahme von UN-Soldaten (UNPROFOR).

Herr Flügge wird in seinem Vortrag Aufgaben, Struktur und Arbeitsweise des ICTY erläutern und über die völlig neuen Erfahrungen berichten, die er als in Deutschland ausgebildeter Jurist und Richter an einem Internationalen Gerichtshof gesammelt hat. Beantworten wird er auch die Frage nach der Sinnhaftigkeit und Wirksamkeit der Entscheidungen solcher Gerichtshöfe.

Denn das wissen wir von den Opfern der Nazizeit: Dass man ihnen nach 1945 zumindest zunächst nicht zugehört hat, war die schmerzliche zweite Traumatisierung. Und so merken wir in Den Haag bei der Vernehmung von Überlebenden, wie wichtig es ist, ihnen ein Forum zu geben, damit sie ihre Geschichte erzählen können.
C. Flügge

Die Schleswig-Holsteinische Juristische Gesellschaft und auch der Referent würden sich über viele Zuhörerinnen und Zuhörer freuen. Falls Sie Zeit und Interesse haben, melden Sie sich bitte an bei Frau Dr. Anika Luch, E-Mail: geschaeftsstelle@shjg.de.